Notar Herbert Heidkamp arbeitet an der Grenze zwischen Deutschland, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Er sieht faule Holländer, langsame Deutsche und verpasste politische Chancen. „Wir brauchen mehr Politiker aus der Grenzregion in Den Haag.“
Herbert Heidkamp ist juristischer Mitarbeiter bei Kienhuis Hoving Rechtsanwälte und Notare. Auf dem Deutsch-Niederländischen Wirtschaftstag am vergangenen Mittwoch in Mönchengladbach vertrat er das Deutsch-Niederländische Businesshouse aus Oldenzaal, ein Zusammenschluss von Dienstleistern, der deutsche und niederländische Unternehmen in der Grenzregion unterstützt. Gegenüber Duitslandnieuws erklärt er, worauf sich Unternehmen und Politiker einstellen müssen.
Freundliche Niederländer und förmliche Deutsche
Was sind die größten Hindernisse für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit?
Sowohl Niederländer als auch Deutsche denken: Das ist alles die Europäische Union, also wird alles mehr oder weniger gleich sein. Das ist aber nicht der Fall. Vor allem die Niederländer gehen offen auf Deutschland zu. Sie denken nicht genug darüber nach, worauf sie stoßen könnten. Ich denke, das liegt daran, dass wir schon immer mit dieser Mentalität über die Weltmeere gesegelt sind.
Können Sie ein Beispiel nennen?
Wir denken manchmal zu leicht und sind oft zu gutmütig für die Deutschen. Die Deutschen sind förmlicher. Hier gibt es eine Kultur, in der der Chef wirklich der Chef ist. Und dann holen wir in den Niederlanden einen Spezialisten, der mit dem Chef einer deutschen Firma spricht. Das ist wirklich nicht akzeptabel.
Was ist das Wichtigste, was die Niederländer von den Deutschen lernen können, wenn es um Geschäfte geht?
Ich sage immer scherzhaft, dass wir die beiden Länder zusammenlegen sollten. Beide sind sehr gut im Handel. Die Kombination aus der Leichtigkeit, mit der die Niederländer Geschäfte machen, und der Pünktlichkeit der Deutschen ergänzen sich perfekt.
Verstehen wir die Unterschiede innerhalb Deutschlands gut genug?
Unser Büro befindet sich in der Nähe der deutschen Stadt Gronau. Das liegt an der Grenze zwischen den beiden Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Zwischen diesen beiden Bundesländern gibt es fast so viele Unterschiede wie zwischen Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden. Meine Erfahrung ist, dass die niedersächsische Kultur näher an der niederländischen Kultur ist. Sie sind viel informeller; Sie können sie mit dem Vornamen ansprechen. Die Niederländer wissen das oft nicht.
Warum sollten sich die Deutschen für die Niederlande interessieren?
Denn wir haben einen sehr praktischen Ansatz. Wenn Deutsche die Niederlande besuchen, sind sie immer wieder erstaunt, wie schnell sich die Dienstleistungen für Unternehmen ändern können. In meinem eigenen Bereich, dem Notariat, kann man sich innerhalb von 24 Stunden in das Handelsregister eintragen lassen. In Deutschland ist die Papierfabrik noch in vollem Gange. Das dauert Tage, manchmal Wochen. Davon könnten die Deutschen eine Menge lernen.
Was könnte die Politik tun, um die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu verbessern?
Wir brauchen viel mehr Politiker aus der Grenzregion in Den Haag. Sie wissen nicht genug darüber, was in der Grenzregion vor sich geht. Sie wollen nicht verstehen, dass, wenn man z.B. den Benzinpreis erhöht, es wirklich die Tankstellenbesitzer in den Grenzregionen trifft. Umgekehrt bietet die Grenzregion aber auch viele Chancen, die ungenutzt bleiben. In den Grenzstädten gibt es so viel Handel, dass er viel besser gefördert werden könnte.
Was hat es mit der niederländischen Politik auf sich, die immer noch mit dem Rücken zu Deutschland steht?
Haha, das sind die Holländer, nicht die Niederländer. Die Niederländer haben wirklich eine Verbindung zu Deutschland. Die niederländischen Kaufleute in der Politik sollten verstehen, dass zum Beispiel eine koordinierte Steuerpolitik viel bringen kann. Deutschland braucht viel Personal und es gibt Leute in den Niederlanden, die dort arbeiten könnten. Aber weil die Besteuerung nicht koordiniert ist, stoßen Sie immer wieder auf Hindernisse.
Wir sehen den Aufstieg der Rechtspopulisten in Europa und den USA. Sie stehen dem internationalen Handel skeptisch gegenüber. Das sollte Sie beunruhigen.
Natürlich ist es für den Handel wichtig, dass die Politiker nicht verrückt werden. Aber egal welche Partei an die Macht kommt, der grenzüberschreitende Handel wird nicht mehr aufzuhalten sein.
from GermanyNews – Job Jansen,